Als Friedrich Merz, Bundeskanzler der Christlich‑Demokratischen Union (CDU), am 7. Oktober 2025 im Reichstag in Berlin sprach, erinnerte die Anwesenden an den Hamas‑Angriff vom 7. Oktober 2023. Er trug dabei eine gelbe Kippa – ein starkes Symbol der Solidarität mit der jüdischen Community – und warnte vor einem Antisemitismus, der heute sowohl in alten Vorurteilen als auch in neuen, subtile Kritikformen an Israel auftrete.
Hintergrund: Der zweite Jahrestag des Hamas‑Angriffs
Der Anschlag der Hamas im Jahr 2023 gilt als Wendepunkt: Mehr als 2.400 Menschen kamen ums Leben, und die Region befand sich in einer nie dagewesenen Eskalationsspirale. In Deutschland löste das Ereignis jedes Jahr neue Debatten über Sicherheit, Flüchtlingspolitik und die Beziehung zu Israel aus. Ein Jahr später, am 7. Oktober 2025, stand das Land erneut vor der Frage, wie es den Schrecken des Angriffs gedenken und gleichzeitig die Lehren daraus ziehen kann.
Merkels Rede und die Warnung vor Antisemitismus
Der Kanzler begann seine Rede mit den Worten: „Der Gift der Antisemitismus verbreitet sich in unserer Gesellschaft – sowohl in den traditionellen Formen als auch in neuen Erscheinungen, die als Kritik an Israels Politik maskiert sind.“ Er bezog sich dabei explizit auf kürzlich abgesagte Konzerte und kulturelle Auftritte, bei denen israelische Künstler*innen von Veranstaltern verbannt wurden. Merz hatte bereits im August 2025 die belgische Kulturfest‑Entscheidung scharf kritisiert und den gleichen „Gift‑Begriff“ verwendet.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass legitime Kritik zum Vorwand für antisemitische Hetze wird“, fuhr Merz fort. Seine Rede kam nur wenige Tage nach seiner umstrittenen Ankündigung, am 8. August 2025 die deutschen Waffenlieferungen an Israel zu suspendieren – ein Schritt, den er mit der humanitären Lage im Gazastreifen begründete.
Politische Reaktionen innerhalb der Koalition
Die Ankündigung löste ein akutes Tauziehen in der Regierungskoalition aus. Alexander Hoffmann, Vorsitzender der Christlich‑sozialen Union (CSU) im Bundestag, protestierte laut: „Die CSU wurde nicht konsultiert, das ist ein Bruch mit Jahrzehnten beständiger Außenpolitik.“
Ältere CSU‑Größen wie Horst Seehofer bezeichneten die Entscheidung als „schlechte Entscheidung“ und warnten vor langfristigen diplomatischen Folgen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu reagierte ebenfalls scharf und nannte Merz einen „Freund Israels“, der jedoch „unter dem Druck falscher Medienberichte und interner Gruppen“ nachgegeben habe.
Im Kontrast dazu stand der Außenminister Johann Wadephul, der am 11. August versprach, dass Deutschland trotz wachsender internationaler Aufrufe zu einem Waffenembargo „mehr Waffen nach Israel senden“ werde. Diese Gegensätze verdeutlichen die tiefe Spaltung innerhalb der Regierungsparteien.
Öffentliche Meinung und Umfrageergebnisse
Laut einer im Juli 2025 von der Tagesspiegel veröffentlichten Befragung wollen 75 % der Deutschen die Regierung stärker dazu drängen, Israel wegen der humanitären Situation im Gazastreifen unter Druck zu setzen. Gleichzeitig befürworten 54 % – gerade unter den 18‑ bis 29‑Jährigen mit 68 % – die Anerkennung eines eigenen palästinensischen Staates.
Die gleiche Umfrage zeigte, dass 52 % der Befragten generell gegen Waffenexporte nach Israel sind, obwohl Deutschland von 2020 bis 2023 etwa ein Drittel aller europäischen Waffenlieferungen an Israel ausstieg. Der Anstieg der Exporte nach dem Hamas‑Angriff 2023 war dabei um das Zehnfache gestiegen.
Auswirkungen auf die deutsch‑israelischen Beziehungen
Historisch betrachtet war die deutsche Außenpolitik seit der Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel im März 2008 vor dem Knesset von einer „Sicherheitsgarantie“ für Israel geprägt. Merz' jüngste Schritte stellen diese Tradition nun offen in Frage.
„Wir stehen an einem Scheideweg“, sagte ein Analyst des Instituts für Friedensforschung. „Entweder Deutschland hält an seiner historischen Verantwortung fest und unterstützt Israel weiterhin militärisch, oder es folgt dem wachsenden Druck aus der Bevölkerung und setzt verstärkt auf diplomatische und humanitäre Initiativen.“
- Datum der Rede: 7. Oktober 2025
- Ort: Reichstag, Berlin
- Kernthema: Warnung vor Antisemitismus in alter und neuer Form
- Umstrittene Politik: Aussetzung der Waffenlieferungen an Israel
- Öffentliche Stimmung: Mehrheit fordert mehr Druck auf Israel
Ausblick: Was kommt als Nächstes?
Im September 2025 sollen im Bundestag weitere Diskussionen über die zukünftige Waffenexport‑Politik stattfinden. Experten erwarten, dass die CDU‑CSU‑Fraktion enge Verhandlungen führen wird, um einen Konsens zu finden, der sowohl die Sicherung israelischer Interessen als auch die wachsende öffentliche Besorgnis berücksichtigt.
Unabhängig vom Ausgang bleibt klar: Merz' Warnung vor Antisemitismus hat eine Debatte ausgelöst, die weit über das Jubiläum hinausreicht – und die deutsche Gesellschaft zwingt, ihre eigene Geschichte und ihre heutige Verantwortung neu zu bewerten.
Häufig gestellte Fragen
Wie wirkt sich Merz' Warnung auf die jüdische Gemeinschaft in Deutschland aus?
Die Rede wurde von vielen jüdischen Verbänden als notwendiger Weckruf begrüßt. Sie sehen darin eine offizielle Bestätigung, dass antisemitische Tendenzen nicht toleriert werden dürfen – besonders in einem Jahr, das von einem massiven Anschlag der Hamas überschattet wird.
Welche Folgen hat die Aussetzung der Waffenlieferungen an Israel für die deutsch‑israelischen Beziehungen?
Kurzfristig führt sie zu Spannungen zwischen den Regierungen, da Israel die Entscheidung als Verrat an einer langjährigen Partnerschaft sieht. Langfristig könnte sie jedoch den Weg für mehr diplomatische Dialoge und humanitäre Kooperationen ebnen.
Wie stehen die Deutschen laut den neuesten Umfragen zu Israel und Palästina?
Die Juli‑Umfrage der Tagesspiegel zeigt, dass 75 % mehr Druck auf Israel fordern, während 54 % die Anerkennung eines palästinensischen Staates unterstützen. Besonders junge Menschen befürworten das stärker – 68 % von ihnen sehen die Notwendigkeit einer Zweistaaten‑Lösung.
Was bedeutet das für die Zukunft der deutschen Außenpolitik gegenüber dem Nahen Osten?
Deutschland steht vor einer strategischen Neuausrichtung: Einerseits das historische Bekenntnis zur Sicherheit Israels, andererseits die wachsende Erwartung einer stärker menschenrechtsorientierten Politik. Die kommenden Bundestagsdebatten werden zeigen, welchen Kurs die CDU‑CSU‑Fraktion letztlich wählt.
Welche Rolle spielen die CDU und die CSU in der aktuellen Debatte?
Die CDU, vertreten durch Kanzler Merz, versucht eine Balance zwischen historischer Verpflichtung und aktuellem innenpolitischem Druck. Die CSU hingegen, angeführt von Alexander Hoffmann, fordert mehr Konsultation und warnt vor unilateralem Handeln, das die Bündnis‑Stabilität gefährden könnte.
Autor
Tilman Königswald
Hallo, ich bin Tilman Königswald, ein Sportexperte mit einer besonderen Leidenschaft für Golf. Seit Jahren schreibe ich Artikel und Berichte über verschiedene Golfturniere und teile meine Begeisterung für diesen Sport mit anderen. Als ehemaliger Golfer verfüge ich über ein tiefes Verständnis des Spiels und seiner Techniken. Mein Ziel ist es, anderen Golfliebhabern wertvolle Einblicke und Tipps zu geben, die ihnen dabei helfen, ihr Spiel zu verbessern. Ich freue mich darauf, meine Erfahrungen und mein Wissen über Golf mit Ihnen zu teilen.